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Wertschöpfung imaginär


٠٠Umsatz Tourismus weltweit: 7000 mrd $
٠٠Umsätze (USA) mit Produkten im Bereich Spiritualität, New Age 50 mrd $
٠٠Sex im Internet 7 mrd $ (2006)
٠٠Videospiele 27 Milliarden $ (2006)
٠٠Klingeltöne für Mobiltelfone: 3,5 mrd $ (2004)
٠٠Umsätze mit SMS: 40 mrd $ (2004)
٠٠Google Börsenwert 174 mrd $ (September 2007)
٠٠Ein Bild von Van Gogh (Dr. Gachet) bringt bei einer Versteigerung 82 Milionen $ (2005)
٠٠Der Umsatz in Medien und Kommunikation steigt von heute 200 Milliarden auf 3000 Milliarden oder 3 Billionen $ in 2010 --- ("Eine Lizenz zum Gelddrucken": Pressezar Roy Thompson über Fernsehlizenzen)
٠٠Der Verkauf von 5,5 Billionen Zigaretten bringt weltweit ca. 120 mrd $
Die Zigarettenproduktion ist eine Lizenz zum Töten: 1995 starben weltweit drei Millionen Menschen an Raucherkrankheiten, 2025 werden es 10 Millionen Menschen sein, sieben Millionen davon in den Entwicklungsländern (die sind z.Z. ein noch fast unerschlossener Markt!)
٠٠Drogen: Rauschgift-Mafia weltweit: Umsatz 400 mrd $/Jahr
٠٠Ausstrahlung von Werbespots im deutschen Fernsehen: 4 mrd Euro jährlich
٠٠Priceline.com, eine Internet-Service für Billigflüge, wurde kurz nach seinem Börsengang mit 11,7 mrd $ bewertet - höher als jede Fluggesellschaft (1999).
٠٠Coca-Cola verkauft im Jahr 24 Milliarden Kisten Coca-Cola. Macht sich jetzt daran, Afrika zu erschließen: dort trinken die Leute bis jetzt erst 27 Dosen ("eight-ounce servings") pro Kopf pro Jahr - im Vergleich zu 358 in Nordamerika oder 187 in Südamerika - ein schwindelerregendes Potential bei einer Bevölkerung von 610 Millionen, die bis zum Jahr 2020 auf 1 Milliarde wachsen wird. Für Coca-Cola gibt es keine hungrigen Mäuler (500 Millionen?), sondern nur durstige Kehlen (500 Millionen!).

 

mit dem unverstellten Blick eines Beobachters von einem anderen Stern betrachtet, erkennt man unmittelbar, dass es sich um einen faulen Zauber handelt. Es kann sich nur um Zauber handeln, weil zwei Sphären kausal mit einander verkoppelt werden, die in der realen Welt streng von einander getrennt funktionieren; und der Schwindel muss binnen relativ kurzer Frist auffliegen, weil die beiden Sphären absolut inkommensurabel sind: die physische Welt, an die sich die Ansprüche richten, ist begrenzt, die immateriellen, imaginären Bedürfnisse, aus denen die Ansprüche erwachsen, sind unbegrenzt vermehrbar.

Das Geld des Mittelalters

Geld ist eine geniale Erfindung. Ohne dieses Werkzeug wären die Menschen gewiss nicht weit über die Steinzeit hinausgekommen. Das Dumme ist nur, dass die Menschen im 21. Jahrhundert immer noch das Geld des Mittelalters verwenden.

In vormodernen Zeiten, also in der Subsistenzwirtschaft und überwiegend auch in der Agrarwirtschaft, war das Geld, so wie es bis zum heutigen Tag in den Lehrbüchern steht, ein Tauschmittel, eine Verrechnungseinheit, ein Wertaufbewahrungsmittel. Den Zins gab es zwar seit der Entstehung der ersten Stadtkulturen in Mesopotamien. Aber in der alten statischen Welt der Agrargesellschaft funktioniert er in einer kaum veränderlichen Manövriermasse. Es ist eine Welt der limited-goods, die entropische Welt vor der industriellen Revolution, ein Nullsummenspiel, eine Umverteilung von unten nach oben; Reichtum entsteht in wenigen Händen dadurch, dass viele Taschen geplündert werden. Mit der Anzapfung der fossilen Energiequelle und der damit einhergehenden rasanten Entfaltung der Produktivkräfte in der industriellen Revolution wandelte sich das sterile Geld der Vormoderne unversehens zu Geld/Kapital und damit zu einem Wertschöpfungsmittel mit einer eigenen, schöpferischen Dynamik. In Verbindung mit Kapital wird Zins zur Rendite, und in der expansiven Industrie- und Konsumwirtschaft, in der das investierte Kapital unablässig Naturvermögen in den Kreislauf saugt und in Wertschöpfung verwandelt (the "giant sucking sound"), kann sich das Geld/Kapital unbegrenzt vermehren, ohne durch Inflation wieder vernichtet zu werden, solange die Wertschöpfung (sei sie auch noch so imaginär) mit dieser Vermehrung Schritt hält.

Dass diese Mutation vom statischen Geld der Vormoderne zum sich selbst vermehrenden wertschöpfenden Geld/Kapital der Neuzeit nicht intellektuell verarbeitet und nicht durch eine institutionelle Neugestaltung des Transaktionsmittels aufgefangen und gezähmt wurde, ist ein kulturgeschichtlicher Sündenfall, der sich wohl nur durch die Macht der Interessen und den übermächtigen Verdrängungswunsch (zuerst der wenigen, und seit dem 20. Jahrhundert der großen Masse der Profiteure) erklären lässt.


Genau dies ist der fatale Konstruktionsfehler in der Entwicklung der modernen Marktwirtschaft. Natürlich kann es nicht gut gehen, wenn man zulässt, dass Geld, egal ob es aus der realen (physisch begrenzten) oder der imaginären (grenzenlos erweiterbaren) Sphäre stammt, unterschiedslosen Zugriff auf reale wie imaginäre Güter hat. Die Tatsache, dass sich im Geld die beiden Sphären ununterscheidbar vermischen, macht aus unserem Geldsystem die gigantischste Geldwaschanlage, die man sich vorstellen kann - die Mafiamilliarden, die in unseren Banken gewaschen werden, sind dagegen wirklich Peanuts.

Die Geldmassen, die in der Wertschöpfungsmaschine der Industrieländer generiert werden, sind natürlich nur deshalb so mächtig, weil sie gleichzeitig Energie und Ressourcen darstellen, ihnen äquivalent sind. Mit diesem Geld kann man ganz wortwörtlich den Treibstoff kaufen, der die Bagger antreibt, die das Erz aus der Erde graben, die Kettensägen, die die Bäume fällen, die Schiffe, die das Holz nach Japan transportieren, die Bohrtürme, die das Öl aus der Erde pumpen. Mit diesem Geld kann man, weil es reale Sachen wie Autos, Villen und Swimming Pools darstellt, auch die Politiker kaufen, die im philippinischen Kongress dafür sorgen, dass internationale Bergbaukonzerne das Land der Eingeborenen ruinieren und ihr Wasser vergiften dürfen, während sie mit dem Abbau von Gold und Kupfer Milliarden verdienen.

Das heißt, selbstverständlich, dass die Welt der realen, lebensnotwendigen von der Welt der imaginären, überflüssigen Güter durch eine undurchlässige Scheidewand getrennt sein müßte, und dass es einfach hirnverbrannt ist, einem Geld, das nicht zwischen real und imaginär unterscheiden kann, den unterschiedslosen Zugriff zu beiden zu erlauben.

Wenn man dies jedoch geschehen lässt, braucht man sich nicht zu wundern, dass die Ansprüche eines solchen Wirtschaftssystems an die realen Ressourcen, die Lebenserhaltungssysteme der Biosphäre, die auf einem endlichen Planeten naturgemäß begrenzt sind, unbegrenzt wachsen - so lange, bis sie sie restlos abgeräumt haben.

Will man diesem Wachstum einen Riegel vorschieben, sind gute Worte, Appelle an die Vernunft, Ermahnungen zu einem schonenderen Umgang mit der Natur so wirkungslos wie ein Regentropfen, der in einen Waldbrand fällt. Der Riegel muss in der konkreten Wirklichkeit materiell wirksam werden: als eine undurchdringliche Scheidewand. Das Tauschmittel, mit dem man reale Ressourcen erwerben kann, wird im Einklang mit der Verfügbarkeit und Belastbarkeit des Naturvermögens strikt nach oben begrenzt; das Voodoo-Geld, das im Reich der Träume verdient und vermehrt wird, ist als unbegrenzt vermehrbares Tausch-, Wertspeicherungs- und Investitionsmittel auf den Bereich der unbegrenzt vermehrbaren Luxusbedürfnisse beschränkt. Die 1:1-Konvertibilität zwischen den beiden Sphären ist aufgehoben.

Was heißt hier Konvertibilität? In der uns vertrauten kapitalistischen Marktwirtschaft gibt es nur eine Form von Geld. Das bedeutet, dass Geld, das aus der immateriellen Sphäre stammt, ohne Einschränkung für den Erwerb materieller Güter oder von Anteilen am Naturvermögen ausgegeben werden kann (volle Konvertibilität). In einer ressourcenbegrenzten Wirtschaft gibt es zwei getrennte, jeweils der materiellen und der immateriellen Welt zugeordnete Währungen. Ein Tausch zwischen den beiden Währungen ist möglich, jedoch nicht 1:1 wie in der konventionellen Wirtschaft, sondern in einem Verhältnis, das durch einen Markt bestimmt wird. Das hat gegenüber der konventionellen Wirtschaft zwei entscheidende Vorteile: erstens können die Gesamtansprüche an das Naturvermögen nicht mehr wachsen, sie sinken im Gegenteil von Jahr zu Jahr, bis sie das nachhaltig zulässige Niveau erreicht haben. Zweitens wird der Preis der CO2-Kontingente in Papiergeld unablässig steigen und damit den wachsenden Wert des schrumpfenden Naturvermögens unverzüglich widerspiegeln.

Auf diese Weise bleibt der Naturverbrauch des menschlichen Wirtschaftens auf das zulässige (nachhaltige) Budget beschränkt, und gleichzeitig der Anreiz erhalten, Intelligenz in eine immer effizientere Nutzung des gegebenen Budgets zu investieren, ohne dabei (wie in einem monetären System unvermeidlich) gleichzeitig die Ansprüche an die realen Ressourcen zu erhöhen.

Für die praktische Verwirklichung dieses Konzepts bietet sich ein persönliches Budget von CO2-Emissionen an. Dafür spricht eine Reihe guter Gründe.

Wenn wir unseren Naturverbrauch an ein begrenztes Budget von CO2--Emissionen anbinden, wird ein operationaler und verifizierbarer Begriff von Nachhaltigkeit als Steuerungsinstrument in die Wirtschaft eingebaut. Unsere Nutzung von Ressourcen und Lebenserhaltungssystemen wird dann nicht bestimmt durch das, was wir durch menschliche Anstrengung, Pfiffigkeit und Kapital maximal in Bewegung setzen können, sondern was, im Sinne eines Budgets, maximal an realen Mitteln ("Einkommen" aus Naturvermögen auf nachhaltiger Basis) zur Verfügung steht.

Da menschliches Wirtschaften sehr stark durch den Verbrauch von Energie gekennzeichnet ist (vorhandene Stoffe werden durch den Einsatz von Energie in nützliche Produkte umgewandelt), kann man in einer ersten groben Annäherung den Energieeinsatz als Orientie­rungshilfe für die Absteckung des "straflos" verfügbaren ökologi­schen Raums nehmen. Das Treibhausgas CO2 ist, da es bei allen Verbrennungsprozessen ent­steht, stark repräsentativ für den Energieverbrauch und damit für das Volumen der industriellen Umwandlungsprozesse. Entsprechend spiegelt es auch in grober Annäherung die bei diesen Prozessen bewegten Materialströme und die freigesetz­ten Fremd- und Schadstoffe und damit die Belastung der natürlichen Systeme wider. Das bedeutet, dass diese Belastung ganz generell durch die Begrenzung des CO2-Ausstoßes wirksam verringert werden kann.

Was jedoch in ganz besonderem Maß für CO2 als Maßstab für ein nachhaltiges Wirtschaften spricht, ist die Tatsache, dass sich die globale CO2-Emission, die langfristig zulässig ist, ohne dass die Lebenserhaltungssysteme des Planeten geschädigt werden, ziemlich genau bestimmen lässt, und dass darüber unter seriösen Wissenschaftlern ein hohes Maß an Übereinstimmung herrscht. Die zulässige globale CO2-Emission, die von der IPCC (Intergovernmental Panel for Climate Control) ebenso wie von der Enquête-Kommission des Bundestages ihren Berechnungen für die Verhütung einer globalen Erwärmung zugrundegelegt werden, liegt bei ca. 11 Milliarden Tonnen pro Jahr.

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