Lothar Mayer

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Fußnoten

1 Der Begriff Syntropie spielt in diesem Buch eine zentrale Rolle; er wird in Kapitel 1 und 2 eingeführt und definiert als Niedrigentropiepotential. Die Herleitung aus dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik und der nicht-linearen Thermodynamik von Ilya Prigogine kann an dieser Stelle nicht ausgeführt werden; daher wird der Terminus in diesem Text mit den Begriffen Naturvermögen oder Naturkapital umschrieben. Damit sind nicht nur die natürlichen Ressourcen, sondern vor allem die Absorptionspotentiale und die lebenserhaltenden Leistungen der Biosphäre wie Wasserkreislauf, Kohlenstoffkreislauf, Meeresströmungen, Humusbildung usw. angesprochen). Ausführlicher unter Syntropie).

 

2 S. Fn 1

3 So z.B. die ansteigende Versäuerung des Bodens, die auch zum Waldsterben beiträgt: Von den Stoffen, die hauptsächlich dafür verantwortlich sind - Schwefeldioxid, Stickoxide and Ammoniak -, entstehen die beiden ersten bei Prozessen, die mit hohem Energieeinsatz verbunden sind, der dritte hauptsächlich durch die Massentierhaltung. Diese Schadstoffquelle würde zwar auch durch das CO2-Kontingent belastet, um sie aber ganz zum Versiegen zu bringen, müssten weitere Kriterien einbezogen werden (s. L 55 und L56)

4 S. Fn 1

5 S. Fn 1

6 Weitere Arbeiten, von denen verwertbare Daten zu erwarten sind, sind die Stoffstromanalysen, die u.a. am Wuppertal-Institut unter Leitung von Friedrich Schmidt-Bleek in Anlehnung an seine Veröffentlichung von 1993 gemacht werden (Schmidt-Bleek 1993 und 1997). Die Erstellung des Belastungskatalogs ist ein iterativer Prozeß, der unbekümmert mit einer groben Annäherung im Bereich des Energieeinsatzes be­ginnen und dann im Lauf der Jahrzehnte, in denen das Syntropiebudget allmählich auf die Nachhaltigkeitsgrenze heruntergefahren wird, auf alle anderen Bela­stungsarten ausgedehnt und verfeinert werden kann (s. L55). Unvermeidliche Irrtümer oder Fehlurteile der Behörde haben dabei keine allzugroße Bedeutung: sie können je­derzeit durch Gegengutachten der betroffenen Hersteller angefochten werden. Die Entwicklung des Belastungskatalogs kann also zu einem beträchtlichen Teil einer kontroversen Verhandlung zwischen Behörde und Industrie überlassen werden. Für die Überwachung der Einhaltung der so einvernehmlich bestimmten Verbräuche würde sich ein Selbstregelungssystem der Wirtschaft anbieten, wie es sich im Lauf der letzten Jahre auf dem Gebiet der Qualitätssicherung entwickelt hat. In diesem System gibt es neben (zwischen Lieferanten und Abnehmern) verein­barten Qualitätsstandards vertraglich festgelegte Kriterien für die Produktions­verfahren und die laufende Überwachung der Qualität sowie Qualitäts-Audits durch neutrale Prüfer, die durch eine unabhängige Organisation ausgebildet und zerti­fiziert werden. Eine weitere für Detailprüfungen geeignete Expertengruppe wären die Prüfer, die seit 1995 für das europäische Umwelt-Audit der Unter­nehmen eingesetzt werden.

7 Kondratieff-Zyklen sind (vermutete) lange Wellen (ca. 50 Jahre) in der wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung, die jeweils von einer epochalen Basis-Innovation ausglöst werden, und die sich dann langsam erschöpfen und zu einer langgezogenen Depression führen, wenn die Schubkraft dieser Innovation sich erschöpft.

8 Der durchschnittliche Konsument eines Industrielandes nimmt heute eine Leistung von 6 kW in Anspruch, das entspricht der dauernden Beschäftigung von 80 Taglöhnern oder Sklaven.

9 Stattdessen findet unter dem Einfluß der Energiepreise einer schon gestorbenen Epoche genau das Gegenteil statt, werden die nicht-zukunftsfähigen Strukturen erweitert, zementiert und zu Lasten zukunftsfähiger Strukturen aus den knappen öffentlichen Mitteln finanziert: "Bis 2010 werden nach den jüngsten Schätzungen des Schweizer Prognos-Instituts voraussichtlich mehr als 400.000 Berliner in den Brandenburger Speckgürtel ziehen. Die frühere Inselstadt erleidet damit das, was in München oder Hamburg schon seit Jahrzehnten Realität ist" (Q14; s.a. L5.2 "Halbzeit"). §§ S.a. München A3972

10 Es hat gewiß mit dem Schrecken über den Rinderwahnsinn und den Import BSE-verseuchter Kühe aus England und mit dem Entsetzen über die Brutalität von Viehtransporten quer durch Europa zu tun, wenn sich in den letzten Jahren mit wachsendem Erfolg Vermarktungsgruppen gebildet haben, die die landwirtschaftlichen Erzeugnisse des engeren Umkreises unter einer Marke zusammenfassen und regional vertreiben, wie z.B. "Brucker Land", "Freisinger Land". Noch weiter gehen die Initiativen zur Direktvermarktung, von denen es in der Bundesrepublik etwa 12.000 gibt, wie die "Bauernmarkthalle Eisenach" oder die "Hindelanger Bauern-Vermarktungs-GmbH" (s. Douthwaite/Diefenbacher 1998). Sie versuchen, mit eigenen Läden und Märkten und mit Zubringerdiensten den direkten Kontakt zwischen Erzeuger und Verbraucher wiederherzustellen. Zur Direktvermarktung s. Kreuzer 1996.

11 Solche Projekte werden übrigens auch heute schon angeboten - z.B. vom BUND (Bund Natur- und Umweltschutz), vom WWF Schweiz (Bergwald), vom LBV (Landesbund für Vogelschutz) und anderen Naturschutzverbänden. Teilnehmer mähen Streuwiesen und transportieren das Heu ab, pflanzen Bäume auf Berghängen und schützen sie gegen Wildverbiß, pflegen Biotope, renaturieren Bachläufe und rekultivieren Feuchtgebiete, um wieder Lebensraum für den Fischotter zu schaffen.

12 Die mechanische Spinnmaschine (mule), mit der die industrielle Revolution be­gann, produzierte 200 mal soviel Garn wie ein Spinnrad, ein moderner Spinnauto­mat weit mehr als das Tausendfache - nur ein Beispiel für die Produktivitäts­steigerung, die der Einsatz von Ingenium hervorbringen kann.

13 Roefie Hueting, Chef der Umweltstatistik im holländischen Amt für Statistik, schätzt, daß bei einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 80 % der Lebensstandard etwa auf den Stand von 1952 zurückgehen würde. Bei der hier angenommenen Verdoppelung der Effizienz im Energie- und Materialeinsatz und dem vollständigen Übergang zu erneuerbaren Energien kommt man auf ein Komfortniveau, das dem Anfang der 70er Jahre entspricht.

14 "Liebevolle Zuwendung kommt spontan zustande, wenn das 'Selbst' so erweitert und vertieft ist, daß der Schutz der freien Natur als Schutz unseres eigenen Selbst gesehen und empfunden wird ... Genauso wie wir keine Moral brauchen, um uns zum Atmen anzuhalten, so braucht man, wenn das 'Selbst' im erweiterten Sinn ein anderes Wesen umfaßt, keine moralische Anweisung, um liebevolle Zuwendung zu zeigen. Man liebt sich selbst, ohne daß es dazu eines moralischen Druckes bedarf - vorausgesetzt, man hat nicht irgendeine Neurose, einen Selbsthaß mit selbstzerstörerischen Zügen" (Arne Naess in Q9, Übers. LM).

15 T. S. Eliot sah die Vollkommenheit des Marktes darin, daß niemand gut zu sein braucht. Von der CO2-Wirtschaft könnte man, in Abwandlung dieser sarkastischen xxxApercus sagen, daß wir nur einmal gut zu sein brauchen.

16 Eingehend begründet von Ulrich Hampicke in Q7